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Emmi-Pikler-Pädagogik
Pädagogik

Emmi-Pikler-Pädagogik: Körperarbeit in der Kita

Kinder brauchen Zeit und Raum, um sich auszuprobieren und zu lernen. Die Kleinkindpädagogik nach Emmi Pikler unterstützt sie dabei. In den Kitas des pme Familienservice ist Piklers Ansatz Grundlage der täglichen Arbeit.

Stau auf der Rutsche. Gewusel wie auf einem Ameisenhaufen. Vier Kinder versuchen die handtuchschmale schiefe Ebene zu erklimmen und auf dem Bauch wieder hinunter zu gleiten. Der anderthalbjährige Casper schiebt sich bergauf an Livia vorbei. Alessio drängt von oben nach unten. Und die zehn Monate alte Hannah hat sich an der Seite des Spielgeräts in den Stand hochgezogen. Nackte Beinchen scheinen sich zu verknoten. Händchen greifen nach Ärmchen.

Krabbeln, robben, klettern, rutschen – alles ist erlaubt

„Wenn die Kinder ein Ziel vor Augen haben, schauen sie weder links noch rechts“, sagt Erzieherin Elke Kleist, die dem Schauspiel gelassen zuschaut. „Wir sind in der Nähe, falls ein Kind weint. Aber in der Regel entknotet sich das schnell wieder.“

Tatsächlich fließt der Verkehr plötzlich wieder, ohne dass ein Kind einen Mucks von sich gegeben hätte. Casper rutscht zufrieden immer wieder die Holzebene hinab. Alessio wuselt im Raum umher. Hannah ist auf den Schoß einer Erzieherin gekrabbelt. Und Livia robbt zu einer kleinen Haarbürste, die auf dem Boden liegt.

Jeden Freitag ist Pikler-Zeit für die Krippengruppe der Wolkenzwerge. Dass heißt: Strumpfhosen aus und barfuß rein in einen Parcours aus Holzstangen, Holzringen und Bögen, einer kleinen Rutsche und Tüchern, durch den sie sich frei von jeder Anleitung bewegen dürfen. Krabbeln, robben, klettern, rutschen – alles ist erlaubt. Und anders als sonst, halten sich die Erzieherinnen raus aus dem Treiben. „Wir machen keine Spielangebote, so wie sonst im Krippenalltag. Jedes Kind kann sich frei ausprobieren und seine Grenzen erkunden“, sagt Elke Kleist.

"Wir gehen selbst immer wieder auf Entdeckungsreise"

In drei Modulen wurde die 40-Jährige – wie alle ihrer Kolleginnen und Kollegen beim pme Familienservice – darin ausgebildet, nach den Grundsätzen von Emmi Pikler zu arbeiten und dabei die Spielgeräte nach Elfriede Hengstenberg einzusetzen. „Wir gehen selber immer wieder auf Entdeckungsreise, wenn wir die Geräte einsetzen. Zum Beispiel wird dieser Bogen zur Wippe, wenn ich ihn umdrehe”, sagt Elke und zeigt auf einen kleinen Rundbogen mit Sprossen.

Livia, die ihre Krabbelkünste sonst eher sparsam einsetzt, robbt zu den Gegenständen, die auf dem Boden verteilt liegen. „Hier wird ihr nichts gebracht, das animiert sie zum Krabbeln“, freut sich ihre Erzieherin. Plötzlich bewegt sich Livia auf allen Vieren vorwärts. „Das ist ja toll, Livia!“, lobt Elke. „Pass auf, bald kannst du schon laufen!“

„Jeder kann im Alltag im Sinne von Emmi Pikler mit seinem Kind umgehen. Zum Beispiel kann man sein Kind auf dem Spielplatz frei klettern lassen, damit es mal seine Grenzen testen kann.“ Erleben und Erfahren sind die Grundsätze der Pikler-Pädagogik.

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Erleben und Erfahren sind die Grundsätze der Emmi Pikler-Pädagogik

Inzwischen sitzen Livia, Casper und Alessio in einer großen, mit getrockneten Bohnen gefüllten Kiste. Casper füllt mit Hilfe eines Kaffeemesslöffels Bohnen in eine Plastik-Flasche. Geduldig füllt er das Gefäß auf. Als die Flasche voll ist, fliegt plötzlich eine Ladung Bohnen über den Rand der Kiste und landet rasselnd auf dem Boden. Und dann wird doch einmal ermahnt. “Die Bohnen müssen drin bleiben”, erklärt Erzieherin Elke. “Sonst musst du raus aus der Kiste.”

Wer waren Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg?

Emmi Pikler (1902 – 1984) war eine ungarische Kinderärztin, die in der Kleinkindpädagogik neue Wege ging. Ihre Prinzipien und Theorien sind aus ihrer Arbeit als Familienärztin und langjährige Leiterin eines Säuglingsheimes in Budapest entstanden. Für die Bewegungsarbeit nach Emmi Pikler werden in der Regel Bewegungsmaterialien nach Elfriede Hengstenberg eingesetzt.

Elfriede Hengstenberg (1892 – 1992) war Gymnastiklehrerin und hat in Berlin mit Großstadtkindern gearbeitet. Ihr Anliegen war es, dass Kinder selbstständig ihre Bewegungsfähigkeiten entdecken und entwickeln können. Dazu entwickelte sie spezielle Leitern, Bretter, Hocker oder Balancierstangen.

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