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Fröhliches kleines Mädchen steht mit Regenschirm im Regen
Pädagogik

Kinderschutz: Das Schutzkonzept der pme Lernwelten

Um Kinder zu schützen und stark zu machen, haben wir ein umfassendes Kinderschutzkonzept entwickelt. Lesen Sie hier, was es beinhaltet und wie unsere Kita-Teams aktiv damit arbeiten.

Alle Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, in der positive Zuwendung und Kommunikation auf Augenhöhe zur Grundhaltung gehören. Mit unserem Schutzkonzept tragen wir dem Recht auf eine gewaltfreie Erziehung in der Familie wie auch in der Kinderbetreuungseinrichtung Rechnung.

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Leider kann es in pädagogischen Arbeitsfeldern sowie im institutionellen oder familiären Rahmen zu Grenzüberschreitungen und Gewalt kommen. Ein Schutzkonzept, das im Alltag gelebt wird, kann Gefahren und Fehlverhalten präventiv entgegenwirken und hilft, in akuten Verdachtsfällen schnell und zielgerichtet zu handeln. Es unterstützt uns bei unserem Ziel, die Integrität der Kinder zu schützen und gleichzeitig die Fürsorge für die Teammitglieder im Blick zu haben.

Was beinhaltet das Kinderschutzkonzept des pme Familienservice?

Im Kinderschutzkonzept des pme Familienservice finden sich unter anderem Regelungen und Hilfestellungen zu diesen Themen:

  • Prävention
  • Macht und Machtmissbrauch
  • Grenzverletzendes Verhalten unter Kindern
  • Partizipation und Beschwerdeverfahren für Kinder
  • Beschwerdeverfahren für Eltern
  • Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern 
  • Berücksichtigung von Kinderschutzfragen im Rahmen der Personalgewinnung und -führung
  • Gesetzliche Vorgaben zur Wahrnehmung des Schutzauftrags
  • Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern 
  • Ausübung des Kinderschutzauftrags bei Verdachtsmomenten ausgehend von der Familie
  • Rehabilitation und Aufarbeitung

Wichtiger Bestandteil des Kinderschutzkonzepts ist die Verhaltensampel. Sie unterstützt die Teams dabei, eine selbstkritische Haltung im pädagogischen Alltag zu leben und das eigene Verhalten immer wieder zu hinterfragen.

Denn Grenzverletzungen gegenüber Kindern beginnen nicht erst bei Gewalt. Ein Kind ungefragt an die Hand zu nehmen oder ihm eine Mütze auf den Kopf zu setzen kann bereits ein kritisches Verhalten darstellen.

Die Verhaltensampel dient den pädagogischen Teams als Wegweiser, um zwischen angemessenem und kritischem pädagogischen Verhalten zu unterscheiden. Sie unterstützt den Austausch und die Diskussion in Teams über Themen wie körperlicher Kontakt zum Kind, Pflegesituationen oder Übergriffe unter Kindern. Ziel ist, dass die Teams mit Hilfe dieses Austauschs eine gemeinsame pädagogische Grundhaltung entwickeln und diese im Alltag leben.

"Wir als Fachkräfte, Träger und Fachberatungen haben ein fundiertes Wissen zu Entwicklungspsychologie. Dieses Basiswissen gilt es im Team immer wieder zu beleuchten. Unser größter Schatz und unser Ziel ist es, eine Fehlerkultur zu leben und eine gemeinsame Sprache zu finden, mit der wir kritische Situationen im Alltag ansprechen und reflektieren können."

Stephanie Niemierza, Zentrale Fachberatung, pme Lernwelten

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Wie wird das Kinderschutzkonzept des pme Familienservice umgesetzt?

Das Thema Kinderschutz ist in den pme-Kitas allgegenwärtig, etwa in den Teambesprechungen oder bei der Entwicklung des pädagogischen Konzepts. Das Kinderschutzkonzept dient dafür sowie für alle Alltagssituationen als Leitfaden. Alle Teammitglieder erhalten das Schutzkonzept und machen sich damit vertraut.

Mit regelmäßigen Schulungen zum Schutzkonzept (mindestens einmal jährlich) stellen wir sicher, dass die Inhalte bei allen Teammitgliedern präsent sind. In jeder Einrichtung gibt es mindestens eine:n Kinderschutzbeauftragte:n, die ebenfalls regelmäßig geschult werden. Sie unterstützen und beraten die Führungskraft und das gesamte Team, um sicherzustellen, dass der Schutzauftrag erfüllt wird. 

Ergänzend sensibilisieren wir unsere Teammitglieder durch Schulungen (z.B. achtsame Pädagogik, pädagogisches Fehlverhalten, Pädagogik nach Pikler-Hengstenberg) für einen professionellen Umgang mit Körperkontakt, Nähe und Distanz, Kinderrechten, kindlicher Sexualität, Macht und Abhängigkeit.

Dazu gehört auch, Alltagssituationen in Teammeetings, bei Besuchen der Fachberatungen sowie durch Institutionsanalysen und Audits immer wieder zu beleuchten und zu reflektieren.

"Als Kinderschutzfachkräfte achten wir darauf, dass in unseren Lernwelten ein feinfühliger Blick für das Wohlbefinden der Kinder gefördert wird. Unser Ziel ist es, Kinder so zu begleiten, dass Fachkräfte Verhaltensänderungen sensibel wahrnehmen und mit den Eltern gemeinsam einen Weg einschlagen, der dem Kind hilft, Herausforderungen zu meistern und Krisen zu bewältigen. Wenn Familien die Herausforderungen nicht selbst bewältigen können, beraten wir sie zu möglichen Hilfsangeboten oder leiten selbst Hilfe ein, wenn es nötig ist."

​​​​​​​Friederike Brender, Insofern erfahrene Fachkraft im Kinderschutz

Interview mit Kinderschutzexperte Prof. Jörg Maywald

„Entscheidend ist, dass wir Fehler nicht tabuisieren oder unter den Teppich kehren“ 

Herr Maywald, was genau ist für Sie Kinderschutz? Wo beginnt er?

Jörg Maywald: Im engeren Sinne meint Kinderschutz den Schutz der Kinder vor Gefahren für ihr Wohl. Zumeist steht der Gewaltschutz im Vordergrund. In einem weiteren Sinne geht es um Kinderrechtsschutz, also um den Schutz sämtlicher Kinderrechte.

Wo beginnt für Sie Prävention? Was macht Kinder stark?

Kinder werden gestärkt, wenn ihre Rechte anerkannt und verwirklicht sind. In pädagogischer Hinsicht geht es vor allem um Persönlichkeitsbildung, also um die Förderung der sozial-emotionalen Fähigkeiten. Ergänzend zur Stärkung der Kinder sollte sich Prävention aber auch auf eine Stärkung der für die Kinder verantwortlichen Erwachsenen und auf die Professionalisierung der Einrichtungen für Kinder beziehen.

Wie empfinden Sie die aktuelle Lage in puncto Kinderschutz in Deutschland?

In den zurückliegenden drei Jahren während der Corona-Pandemie kamen der Schutz und die Rechte von Kindern nicht nur in Deutschland deutlich zu kurz. Auch die derzeit massiv zu spürenden multiplen und miteinander verschränkten Krisen – Angriffskrieg gegen die Ukraine, Energieknappheit, Inflation – lassen erwarten, dass Kinder erneut erheblichen Belastungen ausgesetzt sind, die unter anderem zu einer Verschlechterung des Kinderschutzes führen dürften.

Ihre Erfahrung als Kinderschutzexperte: Wo gibt es im pädagogischen Alltag häufig "blinde Flecken"?

Vor allem bei den sogenannten Schlüsselsituationen im Alltag – also Mahlzeiten, Schlaf- und Ruhesituationen, Pflegesituationen – kommt es häufig zu Fehlverhalten. Oft ist dies den Fachkräften nicht einmal bewusst.

Ihr Tipp für pädagogische Fachkräfte: Wie spricht man ein Unbehagen an, ohne gleich Menschen unter Verdacht zu stellen?

Wir sollten selbstverständlich davon ausgehen, dass Fehlverhalten wie in allen Berufen auch in der Pädagogik zum Alltag gehört. Entscheidend ist, dass wir eigene und die Fehler von anderen nicht tabuisieren oder unter den Teppich kehren, sondern uns bemühen, einfach immer besser zu werden. Zu den zentralen Merkmalen von Professionalität gehören hierbei Reflexion und Selbstreflexion.

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