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Zwei Kleinkinder spielen und Betreuungsperson schaut zu
Eltern & Kind

Behutsamer Kita-Start: So klappt die Eingewöhnung

Die Eingewöhnung in die Kita oder Krippe ist für Kinder aufregend: das erste Mal allein ohne Mama oder Papa, in unbekannten Räumen und bei fremden Menschen bleiben. Neue Reize, unbekannte Gerüche, ein ungewohnter Lärmpegel, ein anderer Tagesablauf.  Aber auch für Eltern ist der erste Kita-Tag ein besonderer Moment, der oft mit einigen Unsicherheiten einhergeht: Wie unterstütze ich mein Kind am besten? Wie verhalte ich mich selbst als Elternteil vor Ort? Was mache ich, wenn mein Kind weint? Wohin mit meinen eigenen Emotionen? 

Tipps von Erzieherin und Elternberaterin Alexandra Horn für eine behutsame Kita-Eingewöhnung. 

Von Fachberaterin Alexandra Horn 

Welche Eingewöhnungsmodelle und Abläufe gibt es?  

Es gibt unterschiedliche Modelle zur Eingewöhnung in Kita oder Krippe. Die drei am häufigsten vertretenen Modelle sind das Berliner Modell, das Münchener Modell und das Tübinger Modell, auch bekannt als Peergroup-Modell. 

Berliner Modell 

Das Berliner Eingewöhnungsmodell ist ein bewährtes und das am häufigsten genutzte Konzept zur behutsamen Eingewöhnung von Kindern in Kindertageseinrichtungen wie Krippen oder Kindergärten. Es wurde entwickelt, um den Übergang von der häuslichen Betreuung in die Betreuung durch pädagogische Fachkräfte möglichst stressfrei und sicher für die Kinder zu gestalten. 

  • Grundphase (3 Tage): In den ersten drei Tagen bleibt das Kind für ein bis zwei Stunden in Begleitung eines Elternteils in der Einrichtung. Die Bezugsperson nimmt eine passive Rolle ein und beobachtet, wie das Kind die Umgebung erkundet. 
  • Erste Trennung (Tag 4): Am vierten Tag versucht die Bezugsperson, das Kind für kurze Zeit (ca. 30 Minuten) zu verlassen. Die Reaktion des Kindes auf diese Trennung wird beobachtet. Wenn das Kind die Trennung gut verkraftet, wird die Trennungszeit schrittweise verlängert. 
  • Stabilisierungsphase: In dieser Phase wird die Trennungszeit weiter ausgedehnt, bis das Kind in der Lage ist, ohne die Eltern für die volle Betreuungszeit in der Einrichtung zu bleiben. Die Eltern sind in dieser Phase dennoch jederzeit erreichbar.

 Münchner Modell 

Das Münchner Eingewöhnungsmodell ist ein weiteres Konzept zur behutsamen Eingewöhnung von Kindern in Kindertageseinrichtungen wie Krippen oder Kindergärten.  

Das Münchner Eingewöhnungsmodell zeichnet sich durch seine Flexibilität und die starke Orientierung an den individuellen Bedürfnissen des Kindes aus. Ziel ist es, den Übergang in die neue Betreuungssituation so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten. 

  • Individuelle Anpassung: Im Münchner Eingewöhnungsmodell wird besonders großer Wert auf die individuelle Anpassung der Eingewöhnungszeit gelegt. Es wird flexibel auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingegangen, ohne feste Phasen oder Zeitvorgaben.
  • Vorbereitungsphase: Vor Beginn der eigentlichen Eingewöhnung findet ein ausführliches Gespräch zwischen den Eltern und der zukünftigen Bezugsperson des Kindes statt. Hier werden wichtige Informationen über das Kind, seine Gewohnheiten und Vorlieben ausgetauscht. 
  • Begleitete Eingewöhnung: Die Eltern begleiten ihr Kind in den ersten Tagen und Wochen intensiv in der Einrichtung. Die Dauer und Intensität der Begleitung hängen vom individuellen Bedarf des Kindes ab. Die Bezugsperson baut in dieser Zeit schrittweise eine Beziehung zum Kind auf.
  • Trennungsversuche: Trennungsversuche werden flexibel und in Absprache mit den Eltern durchgeführt. Die erste Trennung erfolgt, wenn das Kind eine erste Bindung zur Bezugsperson aufgebaut hat und die Eltern und Bezugspersonen bzw. pädagogischen Fachkräfte das Gefühl haben, dass das Kind bereit dafür ist. Die Trennungszeiten werden langsam und behutsam gesteigert. 
  • Beobachtung und Anpassung: Der gesamte Eingewöhnungsprozess wird genau beobachtet und bei Bedarf angepasst. Das Wohlbefinden des Kindes steht dabei immer im Mittelpunkt. 
    Elternarbeit: Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein zentraler Bestandteil des Münchner Eingewöhnungsmodells. Regelmäßige Gespräche und ein kontinuierlicher Austausch zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften sind essenziell. 

Tübinger Modell – Peergroup-Modell

Das Tübinger Modell, auch bekannt als Peergroup-Eingewöhnung, ist eine Methode, um Kinder in einer Kleingruppe mit anderen Kindern in die Kita zu integrieren. Die Kinder lernen gemeinsam die Kita, die Abläufe und die Räume kennen. Gleichzeitig können sich auch die Eltern gegenseitig unterstützen, und sich Halt geben. 

  • Vorbereitungsphase: Vor Beginn der Eingewöhnung findet meist ein gemeinsamer Kennenlernnachmittag und individuelle Elterngespräche mit den Familien statt.  
  • Eingewöhnungsphase (ca. fünf Tage): Für die Eingewöhnungszeit wird ein Raum vorbereitet, der Platz bietet für ein gemeinsames Anfangs- und Abschiedsritual, für Spielmaterial sowie einen Sitzbereich für die Eltern. Die Eltern sind als sicherer Hafen immer verfügbar und können sich gleichzeitig auch gegenseitig kennenlernen.  Je nach Alter werden drei bis vier Kinder gemeinsam mit ihren Eltern in einem Raum von zwei Fachkräften begrüßt. 
  • Trennungsphase: Nach etwa fünf Tagen beginnen die ersten kurzen Trennungen, immer in Absprache zwischen den beiden Eingewöhnungsfachkräften und den Eltern. Zunächst erfolgen die Trennungen nacheinander, später überschneiden sie sich. Die Dauer der Trennung wird individuell, basierend auf den Beobachtungen der Kinder, schrittweise verlängert. 
  • Erweiterungsphase: Mit der Verlängerung der Trennungszeiten öffnet sich langsam der vorbereitete Raum in die gesamte Kita, und die kleine Peergroup wird in die restliche Kindergruppe integriert. Die Eltern halten sich während der Trennungen zunächst in einem nahegelegenen Raum auf, später verlassen sie die Einrichtung für längere Zeit. 

Im Peergroup-Modell übernimmt die Betreuungsperson während des gesamten Eingewöhnungsprozesses eine begleitende Rolle. Sie unterstützt den Beziehungsaufbau, beobachtet die Kinder aufmerksam und steht den Eltern während der Eingewöhnung zur Seite. Die gesamte Eingewöhnung nach dem Peergroup-Modell dauert in der Regel vier bis sechs Wochen.  

Wie lange dauert die Eingewöhnung in die Kita? 

Wie lang die Eingewöhnung dauert, hängt individuell von jedem Kind ab. In der Regel sollten sich Eltern ca. sechs bis acht Wochen Zeit für die Eingewöhnung einplanen. In dieser Zeit müssen Sie nicht dauerhaft anwesend, jedoch abrufbereit und schnell vor Ort sein, falls ihr Kind sich einmal nicht beruhigen lassen sollte.

Bedürfnisse von Kindern und Eltern berücksichtigen 

Damit das Kind und die Eltern gut in der Betreuungseinrichtung ankommen können, ist es wichtig, dass die Eingewöhnungsphase sowohl den individuellen Bedürfnissen des Kindes als auch den beruflichen Anforderungen der Eltern gerecht wird.

 

Warum ist eine langsame Eingewöhnung wichtig? 

Die Eingewöhnungsphase dient dazu, Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen und zur neuen Umgebung aufzubauen. Sich zurecht zu finden, erste Kontakte zu den Kindern zu knüpfen und sich langsam und stetig von den Eltern zu lösen. Um hier das Urvertrauen der Kinder zu fördern, sollte die Eingewöhnung immer im Tempo des Kindes stattfinden.  

Eine Eingewöhnung, die sich am Tempo des Kindes orientiert ist aus verschiedenen Gründen wichtig:

  • Jedes Kind baut individuell Vertrauen zur neuen Bezugsperson auf.  
  • Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, sich in der neuen Umgebung zu orientieren und zurecht zu finden. 
  • Jedem Kind fällt es unterschiedlich leicht, sich von den Eltern zu lösen. 

 

Was tue ich, wenn die Eingewöhnung in der Kita herausfordernd verläuft?  

Sollte Ihr Kind Schwierigkeiten bei der Trennung haben und viel weinen, besteht immer die Möglichkeit, nochmal einen Schritt zurückzugehen. Dies bedeutet, Sie kommen noch einmal mit in die Gruppe oder ihr Kind wird erstmal nur für ein paar Minuten von Ihnen getrennt sein.

Lässt sich Ihr Kind bei der Trennung gar nicht beruhigen, werden Sie in der Regel wieder zurückgerufen. Auch hier ist es wichtig, sich auf das Tempo des Kindes einzulassen und ihm die Zeit zu geben, die es braucht.

Wann sollte die Eingewöhnung abgebrochen werden? 

Die Eingewöhnung sollte abgebrochen werden, wenn sich das Kind auch nach längerer Eingewöhnungsphase von den Betreuungspersonen nicht beruhigen lässt und die Zeit der Trennung nicht verlängert werden kann.  

Hören Sie hier auch auf ihr Bauchgefühl. Bis wohin fühlen Sie sich wohl? Sind Sie sich sicher mit der Eingewöhnung? Es könnte auch sein, dass sich Ihre Ängste und Unsicherheiten auf Ihr Kind übertragen und dieses jene nur widerspiegelt.  

Wie verhalte ich mich als Elternteil während der Kita-Eingewöhnung?  

Bei den Eltern entstehen oft Unsicherheiten, wie sie sich während der Eingewöhnung gegenüber ihrem Kind verhalten sollen. Wichtig ist, dass Sie ihrem Kind gleichzeitig Freiraum und Sicherheit geben. Sie werden während der ersten Tage der Eingewöhnung mit in der Gruppe sein. Vermutlich wird Ihnen ein Stuhl etwas abseits bereitgestellt, auf dem Sie während der Zeit Platz nehmen dürfen.  

  • Versuchen Sie, für Ihr Kind eine sichere Anlaufstelle zu sein. 
  • Lassen Sie Ihrem Kind jedoch die Freiheit, die neue Umgebung eigenständig zu erkunden.  
  • Vermeiden Sie es, Ihrem Kind hinterherzulaufen.   

Wenn es zur ersten Trennung kommt, ist es essenziell, dass Sie sich von Ihrem Kind verabschieden. Überlegen Sie sich für die Verabschiedung im Vorfeld ein kleines Ritual, welches Sie möglichst kurzhalten können. Je länger die Verabschiedung hinausgezögert wird, desto schwieriger wird es am Ende erfahrungsgemäß für das Kind. Hier ist in der Regel der Satz „kurz und schmerzlos“ sehr treffend.

Sie haben Sorgen oder Bedenken bei der Eingewöhnung? 

Besprechen Sie Sorgen und Bedenken möglichst nicht vor Ihrem Kind, sondern suchen Sie separat den Kontakt zu den pädagogischen Fachkräften. 

 

Wie kann ich mich als Eltern auf die Eingewöhnung vorbereiten? 

Die Eingewöhnung in der Kita ist ein großer Schritt, sowohl für Sie als Eltern als auch für Ihr Kind.  

Machen Sie sich Ihre eigenen Bedenken bewusst und versuchen Sie diese vor dem Start der Eingewöhnung anzugehen. Sprechen Sie mit anderen Eltern oder auch Ihren zukünftigen Betreuungspersonen darüber.  

Besuchen Sie die Einrichtung im Vorfeld, um sich ein persönliches Bild zu machen. Fühlen Sie sich wohl, wird sich auch Ihr Kind wohl fühlen.  

Bauen Sie bereits im Vorfeld neue Routinen auf. Vermutlich wird sich ihr Morgen verändern, finden Sie schon vor Beginn der Eingewöhnung eine neue Morgenroutine. Dies vermeidet zusätzlichen Stress während der Eingewöhnung.  

Besprechen Sie mit Ihrem Kind schon vorab, was es in der Einrichtung erwarten wird, zum Beispiel gemeinsames Spielen, neue Freund:innen, der tolle Garten mit Klettergerüst. Hierzu gibt es einige schöne Bilderbücher, die die Situation der Eingewöhnung kindgerecht und anschaulich erzählen (z.B. „Die kleine Eule kommt in den Kindergarten“ von Debi Gliori).  

Beziehen Sie Ihr Kind soweit wie möglich mit ein: 

  • Kaufen Sie gemeinsam einen Rucksack für die Kita, 
  • oder suchen Sie, wenn benötigt, Brotdose und Trinkflasche gemeinsam aus. 
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wofür es diese Dinge benötigt.

Woran merke ich als Elternteil, dass die Eingewöhnung erfolgreich war? 

  • Zufriedenheit und Wohlbefinden: Ihr Kind wirkt glücklich und ausgeglichen, wenn es von der Kita nach Hause kommt. Es zeigt Freude beim Betreten der Kita und verabschiedet sich ohne großen Widerstand oder Tränen. 
  • Vertrauen zu den Betreuer:innen: Ihr Kind hat eine Beziehung zu den Betreuer:innen aufgebaut und fühlt sich in deren Nähe wohl. Es sucht bei Bedarf Unterstützung und Trost bei ihnen.
  • Teilnahme an Aktivitäten: Ihr Kind beteiligt sich aktiv an den angebotenen Aktivitäten und spielt mit anderen Kindern. Es zeigt Interesse an den täglichen Abläufen und Angeboten in der Gruppe. 
  • Kommunikation: Ihr Kind spricht über seine Erlebnisse in der Kita, erzählt von Spielen, Freund:innen und Betreuer:innen. Es teilt sich von sich aus mit. 
  • Routine und Anpassung: Ihr Kind hat sich an die täglichen Abläufe und Routinen in der Kita gewöhnt und kommt gut damit zurecht. Es zeigt keine großen Schwierigkeiten beim Übergang von einer Aktivität zur nächsten. 
  • Körperliche Anzeichen: Ihr Kind zeigt keine Anzeichen von Stress oder Unwohlsein, wie z.B. Schlafprobleme, Appetitlosigkeit oder vermehrtes Weinen. Sein allgemeiner Gesundheitszustand ist stabil. 
  • Selbstständigkeit: Ihr Kind wird zunehmend selbstständiger und traut sich, Dinge allein zu machen. Es tritt selbstbewusst in der neuen Umgebung auf. 
  • Freundschaften: Ihr Kind knüpft erste Freundschaften und interagiert positiv mit anderen Kindern. Es sucht aktiv den Kontakt zu seinen Spielkamerad:innen. 
  • Emotionales Gleichgewicht: Ihr Kind zeigt ein stabiles emotionales Gleichgewicht. Es kann mit kleinen Frustrationen oder Konflikten umgehen und weiß, wie es sich beruhigen kann (z.B. zieht es sich zurück).
  • Feedback von Betreuer:innen: Die Betreuer:innen berichten positiv über die Entwicklung und Integration Ihres Kindes. Sie bestätigen, dass Ihr Kind sich gut eingelebt hat und aktiv am Kita-Leben teilnimmt. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie bei der Betreuungspersonen nach. Sie haben Sorgen oder Bedenken? Sprechen Sie diese an.  

Wie läuft die Kita-Eingewöhnung in den Einrichtungen der pme Lernwelten ab? 

In unseren pme Lernwelten-Einrichtungen wird die Eingewöhnungsphase individuell entlang der Bedürfnisse der ankommenden Kinder und Familien gestaltet. Für eine strukturierte Eingewöhnungsphase stehen verschiedene Modelle zur Verfügung, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und auch unterschiedliche Anforderungen haben.  

Am häufigsten findet in unseren Einrichtungen die Eingewöhnungsphase in Anlehnung an das Berliner Modell statt. Auch das Münchner Modell und das Peergroup-Modell bieten wertvolle Ansätze zur Eingewöhnung in unseren Kitas.   

Sie möchten mehr über die pme Lernwelten Einrichtungen erfahren? Schauen Sie auf bei unseren pme Lernwelten vorbei. 

 

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