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Was sind die Trends im BGM?

Das Gute zuerst: Ein gut implementierter BGM-Prozess im Unternehmen hilft, die Beschäftigten zu motivieren, gesund zu halten und psychische Gefahren zu erkennen (GBU Psyche), aber auch Menschen nach langer Krankheit wieder in den Job zurückzuführen (BEM). 

Im War for Talents sind darüber hinaus gesundheitsfördernde Maßnahmen, die zusätzlich auf das Wohlbefinden der Beschäftigten und ein gesundes Arbeitsklima einzahlen, unumgänglich. 

Michèle Penz, Leiterin beim BGM-Anbieter pme Familienservice, gibt zu bedenken: „Heute reicht es nicht mehr, ein gesundes Mittagessen zur Verfügung zu stellen oder Tipps für ein achtsames Arbeitsleben. Es sind viele unterschiedliche Faktoren, die im Zusammenspiel den Wellbeing-Faktor eines Unternehmens ausmachen. Junge Arbeitskräfte spüren, wenn die Strukturen im Unternehmen nicht stimmen, und suchen sich lieber einen Arbeitgeber, bei dem das Drumherum anspricht. Aber auch die Gruppe der Babyboomer muss langfristig motiviert, engagiert und gesunderhalten werden“.

Ernährungs- und Gesundheitspsychologe Frédéric Letzner fügt hinzu: „Ein effektives BGM setzt sich mit den Faktoren auseinander, die die Zufriedenheit, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Beschäftigten betreffen. Wenn wir uns mit diesen Themen nicht befassen, ist es nur eine logische Konsequenz, dass gut ausgebildete Fachkräfte dort hingehen, wo mehr Wert auf ihre Bedürfnisse gelegt wird“. 


3 BGM-Trends, mit denen Sie endlich alle Beschäftigten erreichen 

Laut der aktuellen DAK-Studie 2022 haben nur etwa 40 Prozent der befragten Beschäftigten ein Angebot für eine oder mehrere Betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen von ihrem Arbeitgeber erhalten. Davon sind es wiederum nur rund 40 Prozent, die an den sogenannten BGF-Maßnahmen (Betriebliche Gesundheitsförderung) teilnehmen. 

Demnach sind es im Schnitt nur 10 bis 20 Prozent der Beschäftigten, die das klassische BGM überhaupt erreicht. 


Müde, gestresst, keine Zeit? Gründe, warum BGM-Maßnahmen nicht genutzt werden

Wer die betrieblichen BGM-Angebote nutzt, ist meist schon privat aktiv und hat einen guten Zugang zum Thema Gesundheit. 

Der Großteil der Beschäftigten fällt jedoch komplett durchs Raster, weil er einerseits keinen Zugang zu Maßnahmen hat oder nicht an den Angeboten teilnimmt. Das sind in der Regel die Menschen, die von Gesundheitsprävention im Betrieb am ehesten profitieren könnten, beispielsweise Sportmuffel oder Menschen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder chronischen Erkrankungen. 

Auch wenn die Motivation grundsätzlich da ist, scheitern die Angebote meist an individuellen Faktoren wie Zeitmangel, Arbeits- und Privatstress, dem falschen Angebot, Müdigkeit nach einem langen Arbeitstag, fehlendem technischem Interesse oder Wegezeiten. Die Liste der Gegenargumente ist lang.

Für den BGM-Experten Frédéric Letzner lohnt der Invest in ein BGM-Management: „Ein gutes BGM hat den Vorteil, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. Zufriedene Beschäftigte sind auch gesündere und leistungsfähigere Beschäftigte“.

Auf individuelle Kommunikation kommt es an 

Aber wie erreicht man die 10 bis 20 Prozent, damit sie an den Gesundheitsangeboten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements teilnehmen?

Denn so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist auch ihr Zugang zu Gesundheitsmaßnahmen. Das persönliche Feel-Good-Level ist – genau wie Gesundheit selbst – höchst individuell. Frédéric Letzner gibt einen Ausblick in die Zukunft: „Es wird immer wichtiger, sich über die Gesundheitskommunikation Gedanken zu machen, um nicht immer nur die gesundheitsinteressierte Zielgruppe zu erreichen".
 

BGM der Zukunft: 3 Gesundheitstrends 

Mit diesen drei BGM-Trends erreichen Sie künftig Ihre Beschäftigten besser und erkennen, welche Bedürfnisse im Unternehmen wirklich helfen. 

 

1.    Blended Coaching: Präsenz und digital im Einklang

Die Corona-Pandemie beschleunigte den digitalen Wandel enorm. Vernetzungsplattformen und Video Conferencing Tools sind aus dem Arbeitsleben vieler Berufsgruppen nicht mehr wegzudenken.  Online-Yoga, Step Tracking, Herzfrequenzmessung, Kalorienzählen: Mittlerweile lässt sich mit dem Smartphone per App das halbe Leben steuern. Was die Künstliche Intelligenz jedoch nicht kann, ist den zwischenmenschlichen Kontakt imitieren. 

Einen Lösungsansatz für das BGM bietet Blended Learning bzw. Blended Coaching – eine geschickte Kombination aus digitalen Angeboten und Face-to-face-Formaten mit realen menschlichen Impulsen. Es beschreibt eine neue Möglichkeit zur Bewältigung von psychischen Herausforderungen wie Stress, Überlastung oder Schlafstörungen und unterstützt Beschäftigte unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände in der richtigen Form und zur richtigen Zeit. 

 

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Digitale Tools sind u. a. E-Learnings, Online-Plattformen für Beschäftigte, Online-Beratungen, Online-Sportkurse oder Gesundheits-Apps wie die Mindance App zur Unterstützung der mentalen Gesundheit:

„Mit der Mindance-App können wir eine breit aufgestellte und nachhaltig wirksame betriebliche Gesundheitsförderung für ganze Belegschaften installieren“, sagt Sebastian Hämmerl, Geschäftsführer von Mindance. „Gleichzeitig gehen wir stark auf die individuellen Bedürfnisse jeder und jedes Einzelnen ein“. In Verbindung mit Face-to-face-Formaten wie persönlichem Einzelcoaching, Gruppencoachings, Live-Bewegungsangeboten und Fachvorträgen können unterschiedliche Menschengruppen bedürfnis- und zielorientiert abgeholt, motiviert und am Ball gehalten werden. (Lesen Sie dazu mehr weiter unten unter “User Journey”).

Auch Michèle Penz ist überzeugt, dass der Blended-Ansatz viele Möglichkeiten für individuelle Bedarfe liefert: „Ein integriertes Blended-Konzept verbindet das Beste aus beiden Welten. So können E-Learnings zeitlich flexibel und im individuellen Tempo durchlaufen werden, dabei werden aber die Lernfortschritte dokumentiert und mit Hilfe einer angegliederten persönlichen Betreuung und eines wertvollen Austausches reflektiert”. 
 
Das führt nachweislich zu größeren Lernerfolgen und geringeren Drop-outs der Teilnehmenden. Interessant ist das nicht nur für große Unternehmen, sondern auch für kleine und mittelständische Betriebe und Dienstleistende, die im Arbeitsalltag weniger flexibel und zum Teil vom Fachkräftemangel stark betroffen sind. 

Zum Artikel: Mindance – die App für die mentale Gesundheit von Beschäftigten


2.    Gender BGM: Geschlecht und verschiedene Lebensphasen im Blick behalten

Wird das BGM ohne Unterscheidung des geschlechtlichen Zugehörigkeitsgefühls betrachtet, werden wichtige Faktoren und somit angepasste Maßnahmen womöglich nicht genutzt. 

Laut DAK-Gesundheitsreport 2022 nehmen beispielsweise Frauen häufiger an Bewegungsmaßnahmen teil. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei Stressbewältigungsmaßnahmen. Auch haben Frauen weitaus mehr Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen (352:100) als Männer (211:100).

Darüber hinaus würden Frauen innerhalb eines Jahres häufiger mit einer Depression diagnostiziert (9,7 Prozent) als Männer (6,3 Prozent) (RKI, 2018; Thom, Kuhnert, Born & Hapke, 2017). Männer wiederum nehmen BGF-Maßnahmen häufiger wahr als Frauen. Während sich Männer eher mit Themen wie Herz- oder Prostatagesundheit beschäftigen, sind es bei Frauen Brustkrebs, Menstruation oder Menopause.

Abbildung DAK Gesundheitsreport 2022

Teilnahme an Angeboten der BGF, Quelle: IGES nach Beschäftigtenbefragung der DAK-Gesundheit 2022, S. 99


Beispiel Menstruation: Bereits niedrigschwellige Maßnahmen können helfen

Fee Reinoso von Vision Period hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen über das Thema Menstruation aufzuklären. Für sie liegt der Grund, warum es sich für Unternehmen lohnt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, auf der Hand:
„Weil Menstruierende in etwa die Hälfte der Beschäftigten in unserer Wirtschaft ausmachen, und weil sie auf Grund von hormonellen Prozessen individuellen körperlichen und mentalen Herausforderungen gegenüberstehen, die bisher kaum in der Arbeitswelt berücksichtigt werden“.
 
Der Umgang mit dem Thema „Menstruation“ ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Bereits ganz niedrigschwellige Maßnahmen können helfen, sagt Fee Reinoso„Beispielsweise frei zugängliche Periodenprodukte auf der Toilette. Das nimmt die Sorge vor einer plötzlich auftretenden Blutung und entlastet finanziell. Oder die Option, von zu Hause aus zu arbeiten, das bietet Zeit zur Regeneration, reduziert Stress und schenkt Vertrauen. Relevant sowohl für die körperliche als auch mentale Gesundheit“. Auch gesundheitsfördernde Fortbildungen, Trainings und Mentorings können helfen. 

Einige Unternehmen unterstützen den Ausfall aufgrund von Menstruationsbeschwerden. So können Menstruierende mit starken Beschwerden freiwillig einige Tage bezahlt freinehmen, ihre Arbeit während der Menstruation flexibler gestalten und Stunden an anderer Stelle nacharbeiten oder ins Home Office gehen. 

Wie auch immer ein Unternehmen das Thema angeht, es erfordert viel Vertrauen von den Mitarbeiterinnen und Einfühlungsvermögen bei den zuständigen Führungskräften.


3.    User Journey: individuelle BGM-Angebote 

Jeder Mensch ist einzigartig, und dementsprechend ist das Gesundheits- und Krankheitserleben individuell. Wichtig ist es, zu erkennen, was Beschäftigte innerhalb ihres Lebensumfelds und ihrer Berufstätigkeit brauchen, bevor Maßnahmen entwickelt werden.

Es ist unerlässlich, den einzelnen Mitarbeitenden genau zu betrachten und maßgeschneiderte Lösungen zu seelischen, psychischen und körperlichen Faktoren zu erarbeiten. Zusätzlich spielen individuelle Kontextfaktoren wie soziale Bedingungen oder – ganz einfach – auch der Beruf eine entscheidende Rolle.

So kann ein Außendienstmitarbeiter ganz andere Bedürfnisse haben als jemand, der an einem festen Standort tätig ist. Eine Führungskraft mit Personalverantwortung und hoher Budgetverantwortung hat andere Bedürfnisse als ein Schichtarbeiter in der Produktion.

Durch passgenaue, individuelle User Journeys können auch Personen oder Personengruppen erreicht werden, denen der Zugang zu gesundheitsfördernden Maßnahmen in der Regel Schwierigkeiten bereitet. Wichtig ist es, dass die individuell zugeschnittenen BGM-Maßnahmen niedrigschwellig sind. 

Michèle Penz ist davon überzeugt, dass eine User Journey einem Mitarbeitenden oder einem Team mit ähnlichem Umfeld von vornherein die bestmögliche Unterstützung bietet: „Unsere Erfahrung ist, dass gesundheitsferne Personen zum einen Schwierigkeiten haben, genau zu benennen, was ihr eigentlicher Bedarf ist, und zum anderen von der schieren Masse an Gesundheitsangeboten überfordert sind. Unsere Aufgabe ist es, hier genau auf die individuellen Bedarfe zu schauen und die richtigen Maßnahmen festzulegen”. 

So müssen Herzprobleme nicht von Bewegungsmangel oder falscher Ernährung kommen. Der DAK-Gesundheitsreport schreibt, dass ein Fünftel der Beschäftigten in Deutschland mindestens einen psychischen Risikofaktor habe. “Depressionen, Ängste und chronischer Arbeitsstress sind bereits für sich genommen für die Betroffenen eine große Belastung, aber sie können buchstäblich ans Herz gehen!“.  In einem Einzelcoaching kann genau geschaut werden, wo der Schuh drückt, und es können Maßnahmen vorgeschlagen werden, die Entlastung schaffen.


Fazit

Wie auch immer ein Unternehmen es angeht, wichtig ist, dass es damit beginnt, einen gesundheitsförderlichen Rahmen für die Arbeit zu schaffen, um auch in Zukunft für immer komplexere Themen wie Fehler- und Führungskultur, chronischer Zeitdruck, Überforderung und andere psychosoziale Belastungen gerüstet zu sein und Beschäftigte in Zeiten starken Fachkräftemangels und demografischer Zuspitzung möglichst lange fit und leistungsfähig zu halten.


 

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