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Finanzen & Recht

Financial Wellbeing für Mitarbeitende – warum ist das wichtig?

Finanzielle Gesundheit ist mehr als ein gutes Gehalt. Wer seine Mitarbeitenden dabei unterstützt, den eigenen Umgang mit Geld besser zu verstehen und zu planen, investiert direkt in Motivation, Zufriedenheit und Loyalität. Denn Geldsorgen machen krank – und unproduktiv. Unternehmen, die Financial Wellbeing aktiv fördern, schaffen einen echten Mehrwert für ihr Team – und stärken gleichzeitig ihre Arbeitgebermarke.

Financial Wellbeing für Mitarbeitende: Warum ist das wichtig? 

Der Begriff „Financial Wellbeing“ (Finanzielle Gesundheit) bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, Schulden abzubauen und zukünftige Ziele – ob in naher oder weiter Zukunft – finanziell zu erreichen. 

Unternehmen können das Financial Wellbeing ihrer Mitarbeitenden erhöhen, indem sie ein faires Gehalt bezahlen, Betriebliche Rentenversicherung anbieten oder Zugang zu Infos oder Webinare ermöglichen, die Orientierungs- und Entscheidungshilfen zu finanziellen Themen bieten. 

"Für viele ist die Situation so belastend, dass sie nicht mehr in der Lage sind, Briefe zu öffnen und sich der Situation zu stellen. Dadurch verlieren sie erst recht den Überblick und holen sich erst Hilfe, wenn es fast schon zu spät ist. Viele geraten in einen Teufelskreis. Schulden machen krank und Krankheit macht Schulden."
Manuela Sontheimer, Zertifizierte Schuldner- und Insolvenzberaterin, pme Familienservice


Arbeitgebende, die sich aktiv um die finanzielle Gesundheit ihrer Belegschaft kümmern, profitieren auf mehreren Ebenen:  

  • Die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden kann gesteigert werden
  • die Motivation gefördert
  • die Mitarbeiterfluktuation gesenkt werden.

Zudem kann ein positiver Einfluss auf das Unternehmensimage entstehen, was wiederum die Anziehungskraft auf neue Talente erhöht. Financial Wellbeing ist also eine Win-Win-Situation: für Unternehmen und Mitarbeitende. 

Auswirkungen finanzieller Probleme das Wohlbefinden der Mitarbeitenden

Wenn Mitarbeitende mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen, hat dies oft gravierende Auswirkungen auf ihre Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden. Ein finanziell belasteter Mitarbeitender ist möglicherweise weniger fokussiert, abgelenkt oder unmotiviert, was die Qualität und Effizienz seiner Arbeit beeinträchtigt. 

Die American Psychological Association (APA) hat in ihrem jährlichen Bericht „Stress in America“ wiederholt festgestellt, dass finanzielle Sorgen eine der größten Stressquellen für Erwachsene sind. In der Studie von 2015 berichteten 64 Prozent der Amerikaner, dass Geld eine bedeutende Stressquelle für sie darstellt, insbesondere für Eltern und jüngere Erwachsene.

7 Hauptarten von Stress bei finanziellen Schwierigkeiten 

Hier sind die 7 Hauptarten von Stress, die in dieser Studie hervorgehoben werden: 

1. Chronischer Stress 

Finanzielle Sorgen führen häufig zu langfristigem, chronischem Stress, da das Gefühl, ununterbrochen mit Geldproblemen konfrontiert zu sein, eine ständige Belastung darstellt.  

2. Angst und Sorgen 

Ein häufiger Stressfaktor in dieser Studie war die Angst um die Zukunft, insbesondere um die finanzielle Sicherheit. Viele Menschen sorgten sich um ihre Altersvorsorge, ob sie Rechnungen bezahlen können oder wie sie zukünftige Ausgaben (wie Krankheitskosten oder Schulden) decken würden. 

Diese Zukunftsangst führt zu ständigen Sorgen und einem Gefühl der Hilflosigkeit, da finanzielle Probleme als schwer zu lösen wahrgenommen werden.

3. Schlafstörungen 

Einer der häufigsten physischen Stresssymptome im Zusammenhang mit finanziellen Sorgen sind Schlafstörungen. 44 Prozent der Erwachsenen gaben in der Studie an, dass Stress aufgrund finanzieller Sorgen sie nachts wach hält. Schlafmangel verstärkt den Stress und kann zu einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme führen, darunter Konzentrationsstörungen, Angstzustände und Depressionen

4. Stress durch Arbeitsunsicherheit 

Besonders jüngere Erwachsene und Eltern berichteten von beruflichem Stress im Zusammenhang mit der Unsicherheit über ihre Arbeitsstelle oder ihre Einkommensquelle. Der Druck, finanziell stabil zu bleiben und den Lebensunterhalt zu verdienen, kann zu beruflichem Burnout führen, was sich in Müdigkeit, Frustration und Leistungsabfall äußert. 

5. Physische Gesundheit 

Körperliche Symptome sind auch ein wichtiger Stressfaktor. Zu den physischen Auswirkungen von finanziellem Stress zählen unter anderem Kopfschmerzen, Magenprobleme, Bluthochdruck und erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese physischen Symptome sind sowohl eine Folge des Stresses als auch ein zusätzlicher Gesundheitsfaktor, der den finanziellen Druck weiter verstärken kann. 

6. Beziehungsstress 

Finanzielle Sorgen belasten oft auch zwischenmenschliche Beziehungen, besonders Partnerschaften. Die Studie zeigt, dass viele Menschen finanzielle Belastungen als Beziehungsstress erleben, da Geldprobleme zu Konflikten führen und die emotionale Nähe und Kommunikation zwischen Partnern belasten können. 

7. Depression und Angstzustände 

Der anhaltende finanzielle Stress trägt zur Entwicklung von Depressionen und Angststörungen bei. Die Studie weist darauf hin, dass viele Menschen, die mit finanziellen Sorgen kämpfen, die Kontrolle über ihre finanzielle Situation als verloren empfinden, was das Gefühl der Hilflosigkeit verstärkt und das Risiko von depressiven Episoden erhöht. 

Wie können Arbeitgeber Mitarbeitende mit finanziellen Schwierigkeiten unterstützen?

Erfahren Sie als Arbeitgeber beispielsweise durch eine Lohnpfändung von der finanziellen Belastung eines Mitarbeitenden, sollten Sie dies zum Anlass nehmen, aktiv Unterstützung anzubieten – oder zumindest vertraulich Informationen bereitzustellen, an wen sich die betroffene Person wenden kann. Dabei gilt: Je früher die Unterstützung erfolgt, desto besser lassen sich negative Folgen abwenden.

"Finanzielle Schwierigkeiten sind ein sehr heikles und schambehaftetes Thema. In unserer Beratung erleben wir häufig, dass Betroffene ihre Probleme vor Freunden und Kollegen verstecken. Manchmal wissen nicht einmal die Familienangehörigen, wie eng es in Wirklichkeit ist."
Manuela Sontheimer, Schuldner- und Insolvenzberaterin, pme Familienservice

Der Weg aus der Verschuldung ist oft herausfordernd, aber nicht aussichtslos. Es gibt verschiedene Ansätze – etwa die Erstellung eines Haushaltsplans, Verhandlungen mit Gläubigern, Umschuldungen oder als letzter Schritt eine Privatinsolvenz. Professionelle Schuldnerberatungen im Rahmen einer EAP-Mitarbeiterberatung bieten beispielsweise hierbei wertvolle Begleitung und Orientierung.

 

EAP-Mitarbeiterberatung in allen Lebenslagen – seit 1992!

Im Auftrag von mehr als 1.400 Arbeitgebern unterstützt die pme Familienservice Gruppe Mitarbeiter:innen darin, Beruf und Privatleben gelingend zu vereinbaren und mit freiem Kopf arbeiten zu können. 

Wir stehen Berufstätigen bei Krisen zur Seite, z. B. bei finanziellen Schwierigkeiten, Konflikten am Arbeitsplatz, Sucht- oder Partnerschaftsproblemen oder beim Thema Pflege und Kinderbetreuung.

EAP-Mitarbeiterberatung

null Hinweisgeberschutzgesetz – was Unternehmen jetzt tun müssen

Seit Whistleblowerin Frances Haugen Anfang Oktober ihr Insiderwissen über Facebook in die Öffentlichkeit brachte, ist der Tech-Riese im Visier von Medien und Gesetzgebern. Doch es braucht eine Menge Mut, Missstände aufzudecken. "Trotz der Schutzmaßnahmen sind Hinweisgeber immer noch Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt", sagt Siri Nelson, Geschäftsführerin des National Whistleblower Center.

Holzwürfel mit dem Wort Whistleblower

Die Bedeutung von Whistleblowern ist in den letzten Jahren auch in der EU ins Bewusstsein gerückt. Vor zwei Jahren verabschiedeten die Mitgliedsstaaten eine Richtlinie zum Schutz von Hinweisgebern (Whistleblower Protection Directive).

Bis zum 17. Dezember 2021 haben die EU-Mitgliedstaaten Zeit, nationale Gesetze zu erlassen, die dieser Richtlinie entsprechen. Da es die Bundesregierung verpasst hat, sich in der abgelaufenen Legislaturperiode auf einen Gesetzesentwurf zu einigen, ist es unwahrscheinlich, dass bis zum Stichtag ein entsprechendes Hinweisgeberschutzgesetz in Kraft treten wird. Unternehmen sollten dennoch jetzt schon aktiv werden. Denn Hinweisgeber können ab dem 17. Dezember auf die Richtlinien verweisen und Schadensersatz einfordern.

 

Was bedeutet Hinweisgeberschutz?

Hinweisgeberschutz bedeutet, dass Personen (Hinweisgeber oder Whistleblower), die mit einer Meldung illegale Missstände aufdecken und damit die Gesellschaft unterstützen, durch ein Gesetz vor Repressalien geschützt sind. Bisher erfahren Whistleblower noch keinen umfassenden Schutz. Viel zu oft werden sie als „Denunzianten“ oder „Blockwart“ stigmatisiert. Damit Menschen sich trauen, Missstände ans Licht zu bringen, erfordert es den professionellen Einsatz von Hinweisgebersystemen in Unternehmen und im öffentlichen Sektor.

 

Was müssen Unternehmen über das Hinweisgeberschutzgesetz wissen?

  • Unternehmen und Organisationen ab 50 Beschäftigte müssen sichere interne Hinweisgebersysteme einführen.
  • Eine Meldung muss mündlich, schriftlich und auf Wunsch auch persönlich abgegeben werden können.
  • Innerhalb von 7 Tagen muss die interne Meldestelle den Eingang der Meldung bestätigen.
  • Innerhalb von drei Monaten muss die Meldestelle dem Whistleblower rückmelden, welche Maßnahmen in der Folge ergriffen wurden. 

 

Was ist unter Hinweisgebersystem zu verstehen?

Die EU-Richtlinie spricht von Meldekanälen. Dabei kann es sich um Ansprechpartner im Unternehmen – zum Beispiel jemand aus der Compliance- oder Rechtsabteilung handeln –, der telefonisch und schriftlich erreichbar ist. Alternativ kann das Unternehmen einen externen Ansprechpartner beauftragen. Eine weitere Möglichkeit sind elektronische Hinweisgebersysteme. Dabei können die Meldenden entscheiden, ob Sie anonym bleiben oder sich namentlich zeigen. Diese Meldung geht dann entweder in einer internen Abteilung ein oder bei einem extern beauftragten Anwalt. Große Unternehmen bieten oft mehrere Möglichkeiten an.

 

Richten Sie interne Compliance-Strukturen ein!

Es ist ratsam, sich rechtzeitig um die Einrichtung professioneller interner Compliance-Strukturen zu kümmern, um die Meldung des Whistleblowers über externe Meldekanäle zu verhindern. Denn ein Hinweisgebersystem ist vor allem dann effektiv, wenn es in eine vertrauensvolle und transparente Unternehmenskultur eingebettet ist. Gute interne Kommunikation ist dabei von besonderer Bedeutung.

Der pme Familienservice bietet einen „Integrity Service“ als externe Vertrauensstelle an. Wenn Sie Fragen hierzu haben, können Sie sich gerne an unsere Geschäftskundenbetreuer wenden.

 

Quellen:

https://www.business-keeper.com/wissen/blog/artikel/hinweisgeberschutzgesetz
https://www.dw.com/de/wo-whistleblower-hilfe-bekommen/a-59816192
https://www.dw.com/de/eu-will-whistleblower-besser-sch%C3%BCtzen/a-48355294
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/whistleblowing-compliance-hinweisgebersystem-1.5472153

 

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