Zwei Freundinnen küssen eine Freundin auf die Wangen
Psyche

Warum wir öfter küssen sollten

Wann haben Sie das letzte Mal geküsst? Küssen stärkt unsere Beziehungen und baut Stress ab. Der 6-Sekunden-Kuss soll Ihre Beziehung sogar glücklich und lebendig halten.

(Fachexpertin: Carline Krügl, Coachin für Sexualität & Liebe | Redaktion: Sabrina Ludwig)

Warum Küssen so wichtig für Körper und Geist ist

Ein bunter Glückscocktail aus Dopamin, Oxytocin und Endorphinen durchflutet unseren Körper, reduziert unsere Ängste und stärkt die emotionale Bindung. Gleichzeitig wird das Immunsystem gestärkt, die sexuelle Lust gesteigert und die Durchblutung der Gesichtsmuskulatur und sogar des ganzen Körpers verbessert.

Wussten Sie schon, dass

  • beim Küssen über 30 Gesichtsmuskeln aktiv sind,
  • ein Kuss bis zu 20 Kalorien verbrennen kann und
  • im Laufe eines Lebens rund 100.000 Küsse zusammen kommen.

Küssen ist also nicht nur schön, sondern auch ein wahrer Gesundheitsbooster – für Körper, Geist und Beziehung.

Der Kuss als Spiegelbild unserer Beziehung

"Küssen sei ein wahres Spiegelbild für den Zustand einer Beziehung", sagt der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger (Buch: „Küssen als Sprache der Liebe“). Und das erste Indiz für Probleme in einer Beziehung seien fehlende Küsse.

Krügers Begründung: Weil man sich beim Küssen auf sein Gegenüber einlassen müsse, sein oder ihr Tempo spüre sowie den Geruch und Geschmack wahrnehme.

Der amerikanische Psychologe Dr. John Gottman behauptet zwar nicht, dass fehlende Küsse auf eine fehlende Liebe hinweisen. Er ist aber ebenfalls davon überzeugt, dass der Kuss ein simples und effektives Ritual ist, das dabei helfen kann, eine Beziehung lebendig und liebevoll zu halten.


 

Der „6-Sekunden-Kuss“: Das Geheimnis glücklicher Paare

Gemeinsam mit seiner Frau Dr. Julie Gottman zählt Dr. John Gottman zu den renommiertesten Paartherapeuten der Welt. Beide Forscher:innen sind bekannt für ihre wissenschaftlich fundierten Methoden, die eine stabile und glückliche Beziehung fördern. Gottmans Forschung basiert auf jahrzehntelangen Beobachtungen von über 650 Paaren im sogenannten Love Lab. 

Der „6-Sekunden-Kuss“ ist eine kleine, aber bedeutende Empfehlung von John Gottman:

"Ein bewusster, leidenschaftlicher Kuss von mindestens sechs Sekunden Dauer – jeden Tag."

In seinem Blogbeitrag „The six second kiss“ erklärt der Wissenschaftler, dass ein 6-sekündiger Kuss das Wohlbefinden in Beziehungen steigert und Stress abbaut:

"A six second kiss is one of the least time-consuming ways to improve things with your partner."

Die Forschungen von Gotman zeigen, dass erst bei einem Kuss von sechs Sekunden das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird, das die emotionale Bindung und das Vertrauen zwischen zwei Menschen stärkt. Ein flüchtiger Kuss ist dafür einfach zu kurz. 

So wirkt der 6-Sekunden-Kuss:

  • Er stärkt die emotionale Bindung
  • Reduziert Stress
  • Erhöht das Gefühl von Nähe und Vertrauen
  • Erinnert daran, dass die/der Partner:in mehr ist als nur Mitbewohner:in

Übrigens: John Gottman und Julie Schwartz Gottman sind mittlerweile 35 Jahre verheiratet. Gemeinsam haben sie das Gottman Institute gegründet und entwickelten viele der bekanntesten Methoden zur Paartherapie – etwa das „Sound Relationship House“
 

Küssen in unterschiedlichen Kulturen

Eine Studie des Kinsey Instituts an der Indiana University kam 2015 zu dem Ergebnis, dass das romantische Küssen in 46 Prozent der 168 untersuchten Kulturen vorkommt.

Vor allem im Mittleren Osten, in Nordamerika und Europa werden viele Küsse verteilt. Bei afrikanischen Kulturen südlich der Sahara, auf Neuguinea oder in Zentralamerika spiele der mit Liebe und Sexualität verbundene Kuss weniger oder keine Rolle.

Woher kommt der Kuss? – Therorien zur Entstehung

Es bleiben nur Spekulationen. Eine Theorie besagt, dass schon unsere ausgestorbenen Vorfahren, die Neandertaler, sich Essen von Mund zu Mund gegeben haben sollen. Aber aufgeschrieben hat damals natürlich niemand etwas – und damit bleibt unklar, ob das Küssen so seinen Anfang genommen hat.

Der Evolutionspsychologe Adriano Lameira von der britischen Universität Warwick brachte 2024 eine ganz neue Theorie ins Spiel. Er weist darauf hin, dass es im Tierreich durchaus ein Verhalten gibt, das die Merkmale des Küssens vereint: Beim letzten Schritt der Fellpflege berührt der pflegende Affe den anderen mit gespitzten Lippen und saugt dabei gefundene Parasiten oder Schmutz auf. Nachdem die Affen ihr Fell verloren hatten, blieb das Entfernen von Parasiten durch Küssen weiterhin erhalten.

Auch wenn wir nicht wissen, wie der Kuss entstanden ist, so ist doch eines klar: Küssen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Der Kuss ist ein Zeichen der Liebe, Freundschaft und Fürsorge – und existiert neben dem romantischen Kuss auf ganz vielfältige Weise: als Handkuss, Luftkuss oder Kuss auf die Wangen als Begrüßung.

"Ein Kuss ist nicht nur eine Berührung der Lippen, sondern eine Form der Kommunikation, die uns mit unserem Gegenüber auf eine besondere Weise verbindet. Richtig eingesetzt kann er viele Worte ersetzen. Nicht nur die der Liebe, auch die des Abschieds, der Freundschaft oder eines Versprechens."
Carline Krügl, Coachin zu Sexualität und Liebe, pme Familienservice


 

FAQ – Ihre wichtigsten Fragen zum Küssen

Frage 1: Warum stärkt Küssen die Beziehung?

Küssen fördert die Ausschüttung von Oxytocin, dem „Bindungshormon“, das Nähe, Vertrauen und Zusammenhalt schafft.

Frage 2: Wie lange sollte ein Kuss dauern?

Studien zeigen, dass ein Kuss mindestens 6 Sekunden dauern sollte, um die volle Wirkung des Oxytocins zu erzielen.

Frage 3: Verbrennt Küssen wirklich Kalorien?

Ja! Beim Küssen arbeiten über 30 Gesichtsmuskeln, was etwa 2-3 Kalorien pro Minute verbrennen kann.

Gibt es Kulturen, in denen Küssen unüblich ist?

Ja, in manchen Regionen Afrikas, Südamerikas und Ozeaniens wird Küssen nicht als Ausdruck von Liebe und Zuneigung praktiziert.

Weiterführende Quellen und Expert:innen

  • Wolfgang Krüger: „Küssen als Sprache der Liebe“
  • John und Julie Gottman: Forschung im Love Lab und „Sound Relationship House“
  • Studie „The ancient history of kissing“ (Science, 2024)
     
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