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Eltern & Kind

Hochbegabung bei Kindern: erkennen, verstehen, begleiten

Viele Eltern fragen sich: Ist mein Kind vielleicht hochbegabt? Woran könnte ich das erkennen? Und was bedeutet das für den Alltag in Familie, Kindergarten oder Schule? Manche stellen sich hochbegabte Kinder als mühelose Überflieger mit Bestnoten vor, andere wiederum als gelangweilte, unterforderte Schüler:innen, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Auch ihre sozialen Beziehungen werden oft kritisch betrachtet – finden sie leicht Anschluss oder tun sie sich eher schwer? 

In diesem Artikel erfahren Sie, woran Sie Hochbegabung erkennen, welche Herausforderungen und Chancen sie mit sich bringt und wie Sie Ihr Kind bestmöglich unterstützen.

Ein Artikel von Rebecca Brielmaier, ausgebildete Erzieherin, Pädagogin und Fachberaterin im Bereich Eltern & Kind bei pme Familienservice. 

 

Fachvortrag: Hochbegabung bei Kindern - erkennen, verstehen, begleiten 

20.10.25, 11:30 Uhr - 12:30 Uhr 

In diesem Fachvortrag zur Hochbegabung bei Kindern von Rebecca Brielmaier erfahren Sie, was Hochbegabung bei Kindern bedeutet, typische Anzeichen, diagnostische Möglichkeiten sowie praktische Tipps für die Unterstützung im Alltag. 

Was bedeutet Hochbegabung?

Von Hochbegabung ist die Rede, wenn Kinder deutlich überdurchschnittliche Fähigkeiten zeigen – sei es im Denken, in der Sprache, im Umgang mit Zahlen oder in anderen Bereichen. Jedes Kind ist anders – und so kann auch die Begabung ganz unterschiedlich aussehen:  

  • Manche Kinder sind sehr stark in einzelnen Teilbereichen, andere haben ein breiteres Fähigkeitenpotenzial. 
  • Manche verblüffen durch blitzschnelles Denken, andere durch eine außergewöhnliche Sprachbegabung, kreative Ideen oder ein besonderes Gespür für Menschen und Stimmungen. 

Wichtig ist: Hochbegabung lässt sich nicht einfach „sehen“. Sie wird erst erkennbar, wenn man die Leistungen und das Verhalten eines Kindes aufmerksam beobachtet und begleitet. Eine fachliche Abklärung der Begabung kann Eltern helfen, Klarheit zu gewinnen und die Stärken ihres Kindes sichtbar zu machen.

Was sagt der IQ aus? 

Oft wird ein IQ-Wert von 130 oder höher als Orientierung genannt – statistisch trifft das auf etwa zwei von hundert Menschen zu. Doch Zahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Unter Hochbegabung versteht man auch, dass das Gehirn Informationen auf eine andere, besondere Art verarbeitet. Man spricht in diesem Zusammenhang von Neurodivergenz.

Wie verhalten sich Kinder mit Hochbegabung? 

Oft bemerken Eltern schon früh besondere Anlagen bei ihrem Kind: 

  • eine unerschöpfliche Neugier,
  • ein geringes Schlafbedürfnis,  
  • schnelles Auffassen,  
  • kreative Ideen, eine verblüffende Fähigkeit, Probleme zu lösen. 

Das alles können Hinweise auf Hochbegabung bei Kindern sein, auch wenn ein Kind nicht in allen Bereichen überragend ist. Häufig zeigen sich die Stärken nur in bestimmten Situationen oder Interessen.  

"Hochbegabung bei Kindern zeigt sich eher durch wiederkehrende Verhaltensmuster im Alltag als durch ein einzelnes Verhalten. Die Persönlichkeiten hochbegabter Kinder sind sehr unterschiedlich: Manche sind ruhig und konzentriert, andere lebhaft und ideenreich." - Rebecca Brielmaier, Fachberaterin im Bereich Eltern & Kind bei pme Familienservice

 

Verhaltensweisen und -muster bei Kindern mit Hochbegabung 

Gerade im Kleinkind- oder Vorschulalter äußert sich Hochbegabung oft anders, als viele erwarten. Nicht jedes hochbegabte Kind liest mit vier Jahren oder rechnet schwierige Aufgaben im Kopf. Viel häufiger sind es Denkweisen, Fragen oder Verhaltensmuster, die Eltern stutzig machen.

Typische Verhaltensweisen bei Kindern mit Hochbegabung sind z. B.:  

  • Unruhe bei Routineaufgaben 
  • Clownereien
  • Tagträumen
  • Verweigerung scheinbar sinnloser Aufgaben  
  • Ungeduld mit langsamen Abläufen

Diese Verhaltensweisen sind kein Zeichen von mangelnder Intelligenz, sondern oft ein Ausdruck von Langeweile und fehlender Herausforderung. 

 Gefühlswelt bei Kindern mit Hochbegabung

Neben dem Denken spielt auch die Gefühlswelt eine große Rolle. Viele hochbegabte Kinder erleben ihre Umwelt besonders intensiv: 

  • Sie sind sehr selbstkritisch, setzen sich unter Druck und sind frustriert, wenn etwas nicht sofort funktioniert. 
  • Tränen, Wutausbrüche oder starke Emotionen sind keine Seltenheit.  
  • Manche Kinder fühlen sich unverstanden, wenn ihre Ideen nicht geteilt werden oder sie mit Gleichaltrigen nicht auf einer Wellenlänge sind.
Fazit: Soziale und emotionale Bedürfnisse von Kindern mit Hochbegabung!

Hochbegabung betrifft nicht nur das Lernen, sondern auch das soziale Miteinander. Auffälliges Verhalten zeigt meist Unterforderung oder hohe innere Ansprüche.

Eine einfühlsame Begleitung, die kognitive, emotionale und soziale Bedürfnisse berücksichtigt, ist entscheidend, damit hochbegabte Kinder ihre Stärken entfalten können – ohne unnötig unter Druck zu geraten. 

Woran können Eltern Hochbegabung erkennen? 9 Merkmale

Diese Merkmale können sich bei Kindern mit Hochbegabung in jedem Alter zeigen, oft aber in unterschiedlicher Ausprägung: 

  • Früher und differenzierter Spracherwerb: Hochbegabte Kinder beginnen oft früher als ihre Altersgenossen zu sprechen – manche schon vor dem 2. Geburtstag mit ganzen Sätzen – und verfügen über einen sehr großen Wortschatz. 
  • Schnelle Auffassungsgabe und gute Merkfähigkeit: Neue Inhalte werden rasch verstanden und behalten. Kinder merken sich Lieder, Geschichten oder Abläufe oft nach wenigen Wiederholungen und erinnern sich an Details, die anderen entgehen. 
  • Ausgeprägte Neugier und Wissensdrang: Sie stellen viele, oft tiefgründige Fragen und wollen ihre Umgebung genau verstehen. 
  • Intensives Interesse an speziellen Themen: Manche Kinder entwickeln früh große Begeisterung für bestimmte Bereiche, seien es Dinosaurier, Zahlen oder Sprachen. 
  • Humor und Wortwitz: Hochbegabte Kinder verstehen oft Ironie oder Sarkasmus, manchmal wird ihr Humor als „Klassenclown“-Verhalten fehlinterpretiert. 
  • Hohe Sensibilität und emotionale Tiefe: Freude und Enttäuschung werden intensiv erlebt. Eltern bemerken starke emotionale Reaktionen. 
  • Soziale Unterschiede: Manche Kinder haben Schwierigkeiten, Gleichaltrige zu verstehen oder sich anzupassen, während sie Gespräche mit Erwachsenen sehr schätzen. 
  • Perfektionismus: Viele hochbegabte Kinder setzen sich selbst hohe Maßstäbe und sind frustriert, wenn sie diesen nicht gerecht werden. 
  • Asynchrone Entwicklung: Intellektuell sind sie Gleichaltrigen oft weit voraus, während emotionale Reife, motorische Fähigkeiten oder Urteilsvermögen altersgerecht bleiben. 

Nicht jedes hochbegabte Kind weist alle typischen Merkmale auf. Gleichzeitig bedeutet keines dieser Anzeichen für sich allein, dass ein Kind überdurchschnittlich begabt ist.

Zeigen sich jedoch mehrere Hinweise zusammen, kann es sinnvoll sein, genauer hinzuschauen – am besten im Austausch mit Fachpersonen oder durch eine professionelle Diagnostik. 

Die Tabelle zeigt eine Übersicht genereller Merkmale von Hochbegabung sowie deren typische Ausprägungen bei Kleinkindern, Kindergartenkindern und Schulkindern:

 

Wie sollten Eltern vorgehen, wenn sie eine Hochbegabung bei ihrem Kind vermuten? 

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind hochbegabt sein könnte, ist ein sensibler Umgang besonders wichtig. Früh aufmerksam hinzuschauen lohnt sich:

  • Beobachten Sie Ihr Kind bewusst und notieren Sie besondere Stärken oder Vorlieben: Welche Interessen und Fähigkeiten zeigt Ihr Kind im Alltag? Welche Themen faszinieren es besonders? 
  • Tauschen Sie sich frühzeitig aus – sei es mit Fachleuten oder anderen Eltern. Kostenlose Beratungsstellen können hier eine wertvolle Orientierung bieten. 

"Im Kindergartenalter geht es noch nicht um Leistung, sondern vor allem darum, die natürliche Neugier, Freude am Lernen und individuelle Interessen zu fördern. Eine frühe Beobachtung hilft, Über- oder Unterforderung zu vermeiden, und unterstützt Ihr Kind darin, sein Potenzial gesund zu entfalten." –  Rebecca Brielmaier, Fachberaterin im Bereich Eltern & Kind bei pme Familienservice.

Anlaufstellen für Eltern und Kind mit Hochbegabung

Eltern können sich an verschiedene Stellen wenden, um ein umfassendes Bild ihres Kindes zu erhalten und passende Unterstützung zu finden: 

  • Pädagogisches Personal und Kinderkrippe/Kindergarten: Beobachtung der Stärken und Interessen, Teilnahme an Förderprogrammen 
  • Lehrer:innen und schulpsychologischer Dienst: Beratung, erste Tests, Unterstützung bei Förderplänen und Lernstrategien 
  • Kinder- und Jugendpsycholog:innen/Begabungspsychologische Beratungsstellen: Diagnostik durch standardisierte Intelligenztests, individuelle Beratung und gezielte Förderung 
  • Hochbegabtenzentren, Elternnetzwerke und Vereine: Erfahrungsaustausch, Workshops, spielerische Förderangebote und Online-Communities 
  • Therapeutische Unterstützung: Psycholog:innen oder Pädagog:innen mit Erfahrung bei Hochbegabung können zusätzlich helfen, emotionale oder soziale Themen zu begleiten. 

Wie kann Hochbegabung bei Kindern festgestellt werden?  

Eine Hochbegabung wird in der Regel nicht rein durch standardisierte Intelligenztests festgestellt. Erfahrene Psycholog:innen berücksichtigen neben den Testergebnisse eines Intelligenztests auch die Vorbesprechung mit den Eltern und das Verhalten des Kindes während der Aufgaben.

Wie läuft ein Test auf Hochbegabung bei Kindern ab? 

Ein Termin zur Feststellung einer möglichen Hochbegabung bei Kindern dauert in der Regel etwa drei Stunden und besteht aus drei Teilen:   

  • Vorbesprechung mit den Eltern
  • Intelligenztest (umfasst Bereiche wie Sprachverständnis, logisches Denken und mathematische Fähigkeiten)
  • Nachbesprechung, in der die Ergebnisse erläutert werden, sodass Eltern ein klares Bild von den Stärken und möglichen Förderbedarfen ihres Kindes erhalten. 

Meist findet der Test ohne die Anwesenheit der Eltern statt, da Kinder dann konzentrierter sind und leichter mitarbeiten können. Das ist völlig normal und dient einem reibungslosen Ablauf. 

Wichtig ist, dass jeder Intelligenztest nur eine Momentaufnahme des aktuellen Entwicklungsstandes liefert. Er kann daher nicht endgültig über die Intelligenz oder Hochbegabung eines Kindes entscheiden.  

"Kinder entwickeln sich in unterschiedlichem Tempo, dennoch kann bereits im Kleinkindalter eine Hochbegabung erkennbar sein. Sowohl genetische Faktoren als auch Umwelt und Förderung spielen hierbei eine Rolle." - Rebecca Brielmaier, Fachberaterin im Bereich Eltern & Kind bei pme Familienservice.

Wie können Eltern ihr Kind mit Hochbegabung unterstützen? 

1. Potenzial entdecken und fördern

Ein Intelligenzwert oder Begabungstest gibt erste Hinweise auf die besonderen Fähigkeiten eines Kindes. Dieses Potenzial braucht eine passende Umgebung, in der es erkannt und gefördert wird – sei es durch spezielle Förderprogramme, kreative Freizeitangebote oder das Verständnis und die individuelle Begleitung der Eltern.

Wichtig ist, dass Förderung alle Bereiche umfasst: Kognitive, emotionale und soziale Bedürfnisse sollten berücksichtigt werden.

2. Umgang mit sozialen und emotionalen Bedürfnissen 

Auch wenn sich hochbegabte Kinder kognitiv schneller entwickeln, haben sie ähnliche emotionale und soziale Bedürfnisse wie Gleichaltrige. Fehlende Förderung kann zu Unterforderung, Frust und auffälligem Verhalten führen. 

3. Umgang mit Perfektionismus 

Eltern sollten nicht nur Ergebnisse loben, sondern auch Einsatz, Kreativität und Ausdauer würdigen. Das stärkt das Selbstwertgefühl und bestätigt Anstrengungen, Fortschritte und soziale Kompetenzen.

4. Struktur und Alltagsorganisation 

Eine klare, aber flexible Struktur im Alltag bietet Sicherheit und unterstützt die Entwicklung. Hochbegabte Kinder brauchen feste Zeiten für Lernen und Pflichten sowie Freiräume für kreative Entfaltung.

Fazit: Hochbegabung ist Teil der großen Vielfalt neurodivergenter Entwicklungen. Jedes Kind hat individuelle Interessen und Herausforderungen. Mit Achtsamkeit, Verständnis und liebevoller Begleitung können Eltern die besonderen Fähigkeiten fördern und das Selbstvertrauen stärken, sodass das Kind seinen eigenen Weg mit Freude, Neugier und innerer Stärke gehen kann. 


 

Die pme-Elternberatung 

Unsere Elternberater:innen begleiten Eltern in allen Fragen von der Schwangerschaft bis zum Erwachsenwerden des Kindes.   

Persönlich und vertraulich: Wir sind online, telefonisch und vor Ort für Sie da. Mehr Informationen finden Sie auf der Seite der pme Elternberatung

null Stillstart-Tipps von NotdienstHebamme: Hilfe für frischgebackene Eltern

Mutter stillt ihr neugeborenes Baby
Eltern & Kind

Stillstart-Tipps von NotdienstHebamme

Für frischgebackene Eltern ist die Stillzeit eine wundervolle, aber oft auch herausfordernde Phase, die viele Fragen und manchmal Unsicherheiten mit sich bringt. 

Hebamme Katharina steht Müttern und Vätern in dieser besonderen Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Mit ihrem Online-Angebot „NotdienstHebamme“ vermittelt sie ihr Wissen zu Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Rückbildung – sowohl in Online-Kursen als auch in Beratungssprechstunden. 

Im Interview verrät uns Katharina ihre wichtigsten Tipps rund ums Stillen: Was gehört für sie zu einem gelungenen Stillstart? Was können Mütter tun, wenn das Stillen nicht sofort klappt? Und wie können Partner:innen in dieser Zeit emotional und praktisch unterstützen? 

Liebe Katharina, welche Tipps gehören zu einem gelingenden Stillstart direkt nach der Geburt?

Hebamme Katharina von Notdiensthebamme: Ein gelingender Stillstart beginnt idealerweise in der sogenannten “goldenen Stunde”. Haut-zu-Haut-Kontakt ist hier zentral: Er stabilisiert die Körpertemperatur, beruhigt Mutter und Kind und stimuliert die Ausschüttung von Oxytocin – das bindet, unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter und erleichtert den Milchspendereflex. 

Ein weiterer wertvoller Aspekt ist das „Breast Crawl“ – das intuitive Krabbeln zur Brust. Wenn das Baby diesen natürlichen Weg gehen darf, stärkt das seine Reflexe und erleichtert das Anlegen enorm. Für viele Frauen ist dieser intuitive Stillbeginn eine ermutigende Erfahrung, die ihnen gleich zu Beginn zu einem liebevollen Stillrhythmus verhilft. 

Wie unterstützt du, wenn das Stillen Schwierigkeiten bereitet? 

Idealerweise gibt es keine Stillprobleme. Das bedeutet, dass ich sehr viel Zeit in eine gute Vorbereitung auf die Geburt, die Zeit mit dem Baby und das Stillen verwende. Aber natürlich hilft das nicht, jedes Stillproblem zu vermeiden. Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, Milchstau oder Unsicherheit beim Anlegen sind häufig – und nicht ungewöhnlich. Hebammen sind gerade dann eine wichtige Stütze.  

Ich beginne mit der Kontrolle der Stillposition. Eine kleine Anpassung kann Schmerzen lindern und die Milchaufnahme verbessern. Die passende Stillposition zu finden braucht oft etwas Geduld, aber dann lassen die Schmerzen rasch nach. 

Zudem ist ein häufiges, korrektes Anlegen entscheidend für ausreichende Milchbildung – besonders in den ersten Tagen, wenn das Angebot-Rhythmus-Prinzip noch nicht stabil ist. Sanfte Brustmassagen vor dem Stillen können den Milchspendereflex zusätzlich fördern. Das schon in der Schwangerschaft zu üben lohnt sich. 

Und wenn Stillen nicht möglich ist – welche Alternativen gibt es, und wie begleitest du Mütter dann?

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Frauen nicht stillen wollen oder können. Die medizinischen Gründe sind wirklich selten. Muttermilchersatznahrung (Säuglingsanfangsnahrung) ist dann eine sichere, geprüfte Alternative: Entscheidend ist die korrekte Zubereitung – sauberes Wasser, genaue Dosierung, hygienisches Handling. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Nahrung Pro- und Präbiotika enthält, um die Darmflora des Babys gut zu unterstützen. 

Flaschenbabys müssen nicht auf Nähe verzichten. Deshalb ermutige ich die Mütter, die nicht stillen wollen oder können, dem Baby die gleiche Nähe beim Füttern mit dem Fläschchen zu geben, wie es beim Stillen normal wäre. 

Manchmal ist auch abgepumpte Muttermilch eine Übergangs- oder Ergänzungsoption. Mein Ansatz ist klar: Entscheidungen werden ohne Wertung getragen. Ob direktes Stillen, Pumpen oder Fläschchen – die Bindung entsteht durch Nähe, Wärme und Fürsorge, nicht allein durch die Art der Ernährung. 

Katharinas Hebammen-Mantra für das Stillen: 

„Stillen ist ein Zusammenspiel von Körper, Bindung und innerer Balance. Wenn diese Komponenten im Einklang sind, wird die Erfahrung zu etwas Wunderbarem – und wenn nicht, gibt es auch liebevolle Wege jenseits der Brust.” 

Wie kann das Umfeld, etwa der/die Partner:in, beim Stillen unterstützend sein?

Partner:innen spielen eine essenzielle Rolle – auch wenn sie nicht stillen: 

  • Sie können durch praktische Hilfe wie Essen, Getränke, Haushalt oder Windelwechseln enorm entlasten.
  • Emotional sind ein ermutigendes Wort oder liebevolle Gesten während der anstrengenden Stillzeiten oft viel wert. 
  • Besonders hilfreich ist, wenn der/die Partner:in aktiv  unterstützt: Wasser reichen beim Stillen, das Baby sanft nach der Mahlzeit übernehmen oder Besuchszeiten regulieren. 

Diese Unterstützung schafft Raum für Ruhe, Selbstvertrauen und einen entspannten Stillrhythmus. Auch beim Anlegen können die/der Partner:in hilfreich sein. Deshalb ist es gut, wenn auch er/sie sich schon vor der Geburt mit dem Handling beim Stillen vertraut macht. 


 

Welche Bedeutung haben Ernährung und Wohlbefinden der Mutter für das Stillen? Gibt es Tabus? 

Muttermilch ist Nahrungs- und Schutzquelle in einem – perfekt auf den Bedarf des Kindes abgestimmt und immunschützend. Sie enthält Antikörper und unterstützt die körperliche und emotionale Anpassung beider. 

Für stillende Mütter gibt es keine strikte Diät 

Vielmehr ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung (mit Proteinen, Vitaminen, Omega-3-Fettsäuren), verbunden mit regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr, zentral. Wasser oder Tee nach Durst sind ausreichend – spezielle Milchbildungstees sind nicht nötig. Sie haben keinen nachgewiesenen medizinischen Effekt. Von Fencheltee wird allerdings von Seiten der EMA explizit abgeraten, da im Tierversuch nachgewiesen wurde, dass das darin enthaltene Estragol krebserregend sein kann. 

Tabu hingegen ist der Alkohol- und Nikotinkonsum – Medikamente nur nach Rücksprache

Alkohol gelangt in die Muttermilch und hat Auswirkungen auf das Baby. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Eltern sollte so gut sein, wie es möglich ist. Alkohol hemmt die Reaktionsfähigkeit und ist allein deshalb schon tabu.

Auch Nikotin sollte gemieden werden. Es schadet dem Baby in der Luft, an den Kleidern der Bezugspersonen und auch in der Muttermilch. Auch manche Medikamente gehen in die Muttermilch. Deshalb sollten Medikamente niemals ohne Rücksprache mit Hebamme, Arzt oder Ärztin genommen werden. 

Ansonsten gilt: Wer entspannt und ausgeglichen ist, stillt leichter und länger

Vielen Dank für das Interview liebe Katharina! 

 

Hebammenservice vor und nach der Geburt 

Der pme Familienservice bietet in Kooperation mit NotdienstHebamme eine professionelle Begleitung und Ergänzung zur ambulanten Hebammenbetreuung an: 

1. Geprüfte Online-Kurse: Mit den geprüften Tipps und praktischen Anleitungen erhalten frischgebackene Eltern und Schwangere in den Online-Kursen von NotdienstHebamme umfangreiche und jederzeit abrufbare Unterstützung – ideal auch zur Vorbereitung auf den Familienzuwachs.  

Zu folgenden Themen stehen Online-Kurse zur Verfügung: Geburtsvorbereitung, Säuglingspflege, Rückbildung, Babymassage, Stillen.

Onlinekurs Stillen von NotdienstHebamme

Der Onlinekurs Stillen von NotdienstHebamme enthält umfangreiche Vorbereitung auf das Stillen, Vorstellung von unterschiedlichen Anlegepositionen und Hilfe bei Schmerzen und Stillproblemen. Inkl. “E-Book-Stillen" mit über 50 Seiten und allen Themen nochmal schriftlich aufbereitet.

 

2. Hebammensprechstunde: Mit der Hebammenberatung von NotdienstHebamme per Videochat, Telefon oder E-Mail erhalten Eltern schnell Antworten und Unterstützung, auch bei psychosozialen Belastungen wie Stimmungsschwankungen und Babyblues. 

Weitere Informationen zur Kooperation mit NotdienstHebamme finden Sie im Serviceportal Mein Familienservice. Sie sind noch kein:e Kund:in des pme Familienservice? Kontaktieren Sie uns

 

FAQ zum Stillstart und zur Stillzeit

1. Was versteht man unter der „goldenen Stunde“ beim Stillstart? 

Die „goldene Stunde“ bezeichnet die erste Stunde nach der Geburt, in der Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Baby hergestellt wird. Dies fördert den Stillstart, indem es die Bindung stärkt und den Milchspendereflex unterstützt.

2. Wie kann ich Stillprobleme wie wunde Brustwarzen vermeiden? 

Eine korrekte Stillposition und das regelmäßige, richtige Anlegen des Babys sind entscheidend. Hebammen können helfen, die optimale Position zu finden und damit Schmerzen zu lindern. 

3. Was tun, wenn das Stillen nicht möglich ist? 

Muttermilchersatznahrung ist eine sichere Alternative. Wichtig ist die hygienische Zubereitung. Nähe und Fürsorge beim Füttern sind ebenso wichtig wie die Art der Ernährung.

4. Wie können Partner:innen die Stillzeit unterstützen? 

Praktische Hilfe im Haushalt, emotionale Unterstützung und aktive Mitgestaltung, etwa das Baby nach der Mahlzeit übernehmen, schaffen Entlastung für die stillende Mutter. 

5. Welche Ernährungstipps gelten für stillende Mütter? 

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sowie ausreichend Flüssigkeit sind wichtig. Alkohol, Nikotin sind tabu. Medikament sollten nur in Rücksprache mit Hebamme, Arzt oder Ärztin genommen werden.