„Die ganze Welt darf irgendwie über mich bestimmen“

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Asset-Herausgeber

03.07.2019
Sabrina Ludwig
713

Sie wollen gehört und in Entscheidungen einbezogen werden – und dabei fühlen sie sich meist nicht ernst genommen. Forscherinnen haben rund 3.500 Schülerinnen und Schüler in einer Studie zu ihren Bedarfen befragt: Was braucht ihr zum Aufwachsen? Wann beginnt Ausgrenzung und Armut? Wie viel Zeit und Zuwendung braucht ihr?

„Nur ein Teil von Kindern und Jugendlichen in Deutschland macht die Erfahrung, regelmäßig gehört und einbezogen zu werden“, ist das Ergebnis der Studienautorinnen Sabine Andresen und Renate Möller. Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung haben die beiden Forscherinnen Schülerinnen und Schüler im Alter von 8 bis 14 Jahren im Schuljahr 2017/18 im Rahmen der internationalen Studie Children’s Worlds zu vier Themen befragt:

  • Rechte, Beteiligung und gute Interaktionen;
  • Zugänge zu guter und bedarfsgerechter Infrastruktur;
  • Zeit, Zuwendung und Fürsorge;
  • Absicherung finanzieller Bedarfe


Das sind die Hauptergebnisse:

  • Mit zunehmenden Alter haben Kinder das Gefühl, in der Schule und Familie weniger ernst genommen zu werden.
  • Mehr als ein Drittel der Kinder in Gesamt- und Sekundarschulen (39 Prozent) sowie an Haupt- und Realschulen (35) wurden in den letzten Monaten gehänselt, absichtlich geschlagen oder ausgegrenzt.
  • 47 Prozent der Jugendlichen an Gymnasien besitzen kaum Wissen über ihre Rechte.
  • 52 Prozent der Heranwachsenden machen sich Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familien.


Kinder wollen mehr mitentscheiden

„Bei mir ist es so, die ganze Welt darf irgendwie immer über mich bestimmen“, sagte ein Zehnjähriger in einer Gruppendiskussion über das Lebensgefühl junger Menschen. Wenn auch diese Formulierung vielleicht etwas überspitzt sein mag, so stimmen doch nur knapp der Hälfte der befragten Schüler*innen der Aussage zu, dass sie in der Schule mitentscheiden dürfen. Werden Kinder gehört und einbezogen, so liegt das meiste am guten Willen bzw. der Haltung der Eltern, Pädagog*innen oder einer Bürgermeister*in, lautet das Fazit der Forscherinnen Andresen und Möller.

Innerhalb der Familie fühlen sich Kinder und Jugendliche mehr gesehen und in Entscheidungen einbezogen (60 Prozent). 16 Prozent stimmen dem allerdings gar nicht oder nur ein bisschen zu. Allerdings haben die Kinder mit steigendem Alter immer weniger das Gefühl sowohl in der Familie als auch in der Schule ernst genommen zu werden.

 

 

Fast jedes dritte Kind erlebt in der Schule Gewalt

Mehr als die Hälfte aller befragten Schüler*innen erlebt in der Schule Ausgrenzung, Mobbing oder körperliche Gewalt. Etwa ein Viertel fühlt sich in der Schule nicht sicher. An  Grundschulen ist der Anteil der Übergriffe und Hänseleien besonders hoch: Knapp 30 Prozent der befragten Jungen und Mädchen hätten angegeben, im Monat zuvor von anderen Schüler*innen ausgegrenzt, absichtlich gehauen oder gehänselt worden zu sein. An Haupt-, Real-, Gesamt- und Sekundarschulen gab jeder Fünfte ab, Übergriffe dieser Art im Monat zuvor erlebt oder mitbekommen haben, in Gymnasien war es jeder Zehnte.

 

Eigenes Zimmer und Urlaub wichtig für Bildung

Materiell scheinen die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland nach eigener Aussage und Einschätzung gut versorgt. Allerdings mache jeder zehnte Schüler keinen Urlaub mit seiner Familie, 16 Prozent haben kein eigenes Zimmer. Dabei beschreibt ein Achtjähriger, wie sehr ein eigenes Zimmer als Ort für konzentriertes  Arbeiten zum Lernen beiträgt:

„Wenn man kein eigenes Zimmer hat und dann hat man nicht so viel Zeit für sich alleine. Weil dann, das sind entweder die Schwester oder der Bruder dann da drin und dann kann man sich nicht konzentrieren. Und wenn man dann ein eigenes Zimmer hat, kann man die Tür zumachen bei den Hausaufgaben und dann sich konzentrieren. Und das finde ich wichtig.“

„Gerade diese beiden Güter – Urlaub außerhalb der Wohnung und ein eigenes Zimmer – markieren die Tragweite von Mangelerfahrungen, weil sie für Bildungsmöglichkeiten bedeutungsvoll sind“, betonen Andresen und Möller. Dieses Ergebnis gelte es zu vertiefen und mit anderen Studien zu vergleichen.

 

Zeit und Zuwendung der Eltern nimmt ab mit zunehmenden Alter

Kinder und Jugendliche möchten Zeit für sich haben, aber auch Zeit mit ihren Eltern verbringen. Die meisten Eltern kommen diesem Bedürfnis ihrer Kinder offenbar gut nach. Mehr als die Hälfte gaben an, dass ihre Eltern genug Zeit mit ihnen verbringen. Bei Kindern mit alleinerziehenden Elternteilen waren die Zustimmungswerte etwas nideriger als bei Kindern in Paar-Familien. Mit zunehmenden Alter scheinen die Jugendlichen aber etwas mehr den Umstand zu vermissen, dass die Eltern Zeit mit ihnen verbringen.

 

Kinder kennen ihre Rechte nicht

Die Studienergebnisse zeigen auch, dass viele Kinder ihre Rechte gar nicht oder kaum kennen. 47 Prozent der Schüler*innen an Gymnasien gaben an, kein oder nur unsicheres Wissen über ihre Rechte zu haben, an Grundschulen waren es sogar 63 Prozent der Kinder.

Sabine Andresen, Mitautorin der Studie von der Universität Frankfurt am Main, sieht dringenden Handlungsbedarf für die Politik. Im 30. Jahr der UN-Kinderrechtskonvention sei es ernüchternd, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte auf körperliche Unversehrtheit sowie auf Beteiligung an Dingen, die sie betreffen, nicht kennen würden.

Votum der Studienforscherinnen: „Insofern lautet unser abschließendes Votum, Kinder und Jugendliche nicht nur zu fragen, was und wie wir in Forschung und Sozialberichterstattung junge Menschen fragen sollen, sondern darüber hinaus zu gehen und sie vor allem an der Interpretation der Daten sowie der Kommunikation in die Gesellschaft zu beteiligen.“

 

Quelle: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Sabine Andresen und Renate Möller unter Mitarbeit von Johanna Wilmes, Dilan Cinar und Pia Nolting,
Children's Worlds+: Eine Studie zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, 1. Auflage 2019, 176 Seiten (PDF).

Kostenloser Download der Studie hier.

 

 

 

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